Intern
Fakultät für Humanwissenschaften

Abstimmen für Virtual-Reality-Projekte

14.06.2021

Chronische Schmerzen bekämpfen, Jugendliche von Mobbing abhalten: Daran arbeiten zwei Projektteams im Rahmen eines Wettbewerbs. Wer ihre Ideen gut findet, kann sie in einer Online-Abstimmung unterstützen.

Soziale Innovationen werden im bundesweiten Wettbewerb „Gesellschaft der Ideen“ gesucht. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert den Wettbewerb. Mit dabei sind zwei Virtual-Reality-Projektteams, die mit Partnern von der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg kooperieren: ReliefVR und YourReality.

28 Projektteams stehen aktuell im Wettbewerb. Derzeit läuft ein öffentliches Bewertungsverfahren: Bis 21. Juni 2021 können alle Bürgerinnen und Bürger online darüber abstimmen, welche Ideen ihnen am besten gefallen.

Das Ergebnis der Abstimmung fließt, zusammen mit den Bewertungen einer Fachjury, in die Entscheidung des BMBF ein, welche Ideen in die nächste Runde kommen. Maximal zehn Teams werden dann mit bis zu 200.000 Euro weitergefördert.

Wer ein Team unterstützen will, kann hier abstimmen: https://www.gesellschaft-der-ideen.de/

ReliefVR: Gegen chronische Schmerzen

Yevgeniya Nedilko und Ralitza Stoykova bilden das Team ReliefVR mit Sitz in Frankfurt/Main. Sie kooperieren mit dem JMU-Lehrstuhl für Psychologie I – Biologische Psychologie, Klinische Psychologie und Psychotherapie und mit dem Zentrum für interdisziplinäre Schmerzmedizin des Universitätsklinikums Würzburg (Professorin Heike Rittner).

ReliefVR steht für das Ausbrechen aus dem Teufelskreis der chronischen Schmerzen. „Mit unserer Methode ist es möglich, chronische Schmerzen nichtinvasiv und ohne Medikamente nachhaltig zu beseitigen, und zwar dort, wo sie wahrgenommen werden: im Gehirn“, heißt es in der Projektbeschreibung. Das gelinge mit Virtual Reality (VR).

Diese Methode wird in Krankenhäusern schon zur Behandlung akuter Schmerzen eingesetzt. ReliefVR will den Einsatz auch bei chronischen Schmerzen ermöglichen und optimieren. Chronische Schmerzen im unteren Rücken, Fibromyalgie und Phantomschmerzen seien nur einige Krankheitsbilder, die mittelfristig zum Behandlungsspektrum gehören können.

Der JMU-Lehrstuhl für Psychologie I hat langjährige Forschungserfahrung im Bereich Schmerz und virtuelle Realität. Aktuell ist er am BMBF-Verbundprojekt VirtualNoPain beteiligt: Dabei wird erstmalig virtuelle Realität mit Neurofeedback zur Reduktion chronischer Schmerzen kombiniert.

Im Projekt ReliefVR soll untersucht werden, wie sich Körperillusionen in VR zur Reduktion chronischer Schmerzen einsetzen lassen. Bereits jetzt gehen Projektleiter Dr. Ivo Käthner und sein Team der Frage nach, wie man mit Körperillusionen Schmerzen möglichst gut vermindern kann. In VR-Szenarien schlüpfen die Nutzer dabei in Avatare. Die Bewegungen des realen Körpers werden dabei auf die Bewegungen des Avatars übertragen, so entsteht das Gefühl, einen virtuellen Körper zu besitzen. „Diese Körperillusion lässt sich zur Schmerzreduktion nutzen“, erklärt Käthner.

YourReality: Gegen Mobbing bei Jugendlichen

Julia Wagner und Sebastian Späth bilden das Team YourReality, ansässig in Frankfurt/Main. Ihre Kooperationspartnerin an der JMU ist Birgit Lugrin, Professorin für Medieninformatik.

YourReality begegnet Mobbing bei Jugendlichen präventiv, indem es am emotionalen Nachempfinden ansetzt. Reale Mobbingerfahrungen werden als Virtual-Reality-Szenarien dargestellt. Diese Szenarien werden Jugendlichen aus der Ich-Perspektive gezeigt – sie sehen das Szenario also aus den Augen der betroffenen Person.

„Von diesem kurzzeitigen Perspektivwechsel erwarten wir uns einen nachhaltigen Effekt. Denn der YourReality-Ansatz gibt nicht rational und mit erhobenem Zeigefinger vor, dass man sich nicht an Mobbing beteiligen sollte. Stattdessen wird in sicherer Umgebung emotional nachempfunden, wie sich solch ein Verhalten anfühlen kann. Das Erlebte wird begleitend und im Nachgang besprochen und eingeordnet“, so das Team in der Projektbeschreibung.

Birgit Lugrin ist als Beraterin in das Projekt eingebunden. Die JMU-Professorin ist Expertin für das Design von Charakteren und sozialen Interaktionen in virtuellen Welten. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt darauf, unterschiedliche kulturelle Verhaltensweisen abzubilden.

Von Robert Emmerich

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