Intern
Fakultät für Humanwissenschaften

Zum Tode von Wiebke Schrader

22.12.2007

Gestorben am 9. Dezember 2007. Wiebke Schrader, geboren am 3. Januar 1930 in Wuppertal-Elberfeld, beginnt nach kriegsbedingten Verzögerungen und einer landwirtschaftlichen Lehre ein breit gefächertes Studium an der Universität Marburg (1950/51-1955) in Psychologie, Pädagogik, Germanistik, Geschichte, vergleichende Religionswissenschaft, Theologie, Soziologie und Philosophie.

Wiebke Schrader
Wiebke Schrader

Im Zuge ihres ursprünglichen Berufsziels als Gefängnispädagogin absolviert sie Praktika in der Fürsorgeerziehungsanstalt Ilbenstadt und in der Erwachsenenstrafanstalt Preungesheim (Frankfurt/Main). 1955/56 wechselt sie an die Universität Würzburg, um Philosophie im Hauptfach zu studieren. Dort tritt sie 1960 eine wissenschaftliche Assistentenstelle am Philosophischen Seminar II an und promoviert 1963 bei Rudolph Berlinger mit der ideologiekritischen Arbeit Die Auflösung der Warumfrage. Die Habilitation folgt im Wintersemester 1969/70.


Seit 1978 lehrt Wiebke Schrader als Universitätsprofessorin Philosophie in Würzburg. Ihre
Forschungsschwerpunkte sind metaphysische Grundfragen, Systematik und Problemgeschichte
der Philosophie sowie Grenzfragen von Soziologie und Philosophie. Schon Ihrer Habilitationsschrift Das Experiment der Autonomie. Problemgeschichtliche und systematische Voraussetzungen einer Marx-Kritik gehen umfängliche ideengeschichtliche Untersuchungen voraus, in deren Konsequenz sie im homo-creator-Motiv der Philosophie der Renaissance ein Fundament für das Problem philosophischer Selbsterkenntnis vorgezeichnet sieht. Hervorzuheben sind hier besonders Ihre Studien zu Pico della Mirandola, Nikolaus von Kues und Carolus Bovillus.

Die Dringlichkeit der Frage nach dem Individuum in der Zuspitzung auf das Subjekt
als endlichen Grund von Welt lässt sich nicht trennen von der Gottesfrage, der sie u.a. bei
Platon, Aristoteles, Augustinus, Boethius und Anselm von Canterbury nachgeht. Mit dem
Subjektstatus des Menschen verbindet sich als durchtragendes Motiv seit Ihrer Dissertation
das Problem geistiger Täterschaft, das sie vor allem auch in Ihren Untersuchungen zur lebensphilosophischen Destruktion begründenden Denkens behandelt.

Zu würdigen ist ferner ihr Engagement als Mitherausgeberin der Reihen Elementa. Texte zur
Philosophie und Ihrer Problemgeschichte (seit 1975), Nietzsche kontrovers (seit 1981), Elementa-Texte (seit 1984) und der Perspektiven der Philosophie. Neues Jahrbuch (seit 1975).
Zusammen mit Rudolph Berlinger gründet sie 1985 die Stiftung „Metaphysik“ zur Förderung
der Philosophie als Begründungswissenschaft.

 

Publikationen und weite Informationan als <link file:100567 download>PDF-Anhang

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