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    Medienkommunikation

    „Suizid. Es gibt wohl deutlich angenehmere Themen über die man ein Seminar halten könnte.”, meint Filmemacherin Kim Fabienne Hertinger.

    07/26/2022

    “Doch wird oft vergessen, dass hinter jeder Suizidstatistik Schicksale und Menschenleben stecken.” Der Lehrstuhl für Medienpsychologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg hat mit dem Seminar “Film ab! Social Spot” ein Projekt ins Leben gerufen, das den Student:innen sowohl die Arbeit beim Film, als auch die Auseinandersetzung mit dem Thema Suizidprävention näher bringen sollte.

    Keine leichte Mission, wird das Thema Suizid und psychische Erkrankungen in unserer  Gesellschaft auch heute noch als Tabu abgestempelt. Wie wichtig es aber ist offen über diese Themen zu sprechen, weiß Lehrstuhlinhaber und Seminarleiter Prof. Dr. Frank Schwab. Als Medienpsychologe beschäftigt er sich schon lange mit der Suizidprävention und ist seit mehreren Jahren, neben seiner Tätigkeit am Lehrstuhl, Sprecher der “AG Suizidprävention und Medien” des Nationalen Suizidpräventionsprogramms (NaSPro).

    Die NaSPro war es auch, die sich bereit erklärt hat, die knapp 30 StudentInnen des Seminars bei der Produktion eines sogenannten Social Spots zu unterstützen. Ein Social Spot ist ein kurzes Video, das auf gesellschaftliche Aspekte aufmerksam machen und zum Umdenken anregen soll. Der zweiminütige Clip wurde mit der Unterstützung der Würzburger Filmemacherin und Drehbuchautorin Kim Fabienne Hertinger realisiert, die den StudentInnen als Gastdozentin zur Seite stand.

    In Theorie-Sessions lernten die Seminarteilnehmer:innen die Grundlagen der Filmproduktion kennen. Eigenständig entwickelten sie anschließend das Drehbuch, trafen die nötigen Vorbereitungen und wählten in einem Casting die geeigneten Darsteller aus. Gedreht wurde Ende Juni hauptsächlich auf dem Universitätsgelände am Hubland. Für den Spot konnten die österreichische Schauspielerin Sandra Karner, der aus Karlsruhe stammende Marcel Kindel sowie die Würzburger Darstellerin Lea Brand gewonnen werden. Komplettiert wurde das Team durch Kameramann Francisco Talán, der den Student:innen am Drehort die Grundlagen und Tricks der Kameraführung näher brachte.

    Daraus entstanden ist ein Clip mit dem Titel “Reden kostet nichts - Schweigen schon”. In einer einfühlsamen Geschichte werden Zuschauer für das Thema Suizid und mentale Erkrankungen sensibilisiert. Denn in 80 % der Fälle wird ein Suizidvorhaben vorab angekündigt. Ein direkter oder indirekter Hilferuf ist oft der letzte Versuch der Betroffenen an das soziale Umfeld heranzutreten. Durch die Verwendung von Splitscreens wird im Film gezeigt, wie wichtig es ist, den Menschen gegenüber Aufmerksamkeit zu schenken und Probleme nicht zu ignorieren. Mit diesem Appell erhofft sich das Seminar und alle Beteiligten einen Beitrag zur Suizidprävention zu leisten und so Menschenleben zu retten. Der Clip soll durch die NaSPro veröffentlicht und auch über die Kanäle des Lehrstuhls für Medienpsychologie sowie IN den sozialen Medien präsentiert werden.

    Über 9.000 Menschen haben sich im vergangenen Jahr in Deutschland das Leben genommen. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) begeht alle 40 Sekunden ein Mensch Selbstmord. Das entspricht weltweit über 700.000 Todesfälle pro Jahr. Die Statistiken zeigen, dass gerade junge Menschen besonders gefährdet sind. Selbstmord ist nach Verkehrsunfällen die zweithäufigste Todesursache bei Jugendlichen. Suizid und suizidale Handlungen sind dabei häufig das Resultat eines unbehandelten psychischen Leidens. Risikofaktoren sind beispielsweise  Depressionen, Angstzustände und Substanzmissbrauch. Aber auch externe Faktoren, wie Gewalterfahrungen und (Cyber-) Mobbing, haben negative Einflüsse auf die mentale Gesundheit junger Menschen.

    Wer an Suizid denkt oder glaubt, jemanden zu kennen, sollte schnell handeln und sich Hilfe holen, zum Beispiel bei der Telefonseelsorge unter den Telefonnummern 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222 (gebührenfrei).

    Weitere Anlaufstellen sind die sozialpsychiatrischen Dienste der jeweiligen Stadt und Gemeinde, der Deutsche Kinderschutzbund oder die Deutsche Depressionshilfe.

     

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