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Fakultät für Humanwissenschaften

Viele Kraftsportler in Grombühl

18.07.2008

Die Würzburger Studierenden sind ganz schön sportlich. 86 Prozent bezeichnen sich selbst als sportaktiv, und davon wiederum treiben gut drei Viertel ein- bis dreimal in der Woche Sport. Am eifrigsten sind dabei Männer und ältere Studierende. Das ist bei einer Untersuchung am Institut für Geographie der Uni Würzburg herausgekommen. Insgesamt 1147 Studierende von Uni und Fachhochschule machten bei der Befragung mit, die meisten davon zwischen 20 und 23 Jahre alt.

Fußball, Kraftsport und Joggen sind bei den Würzburger Studenten die beliebtesten Sportarten. Foto: P. Kirchhoff / Pixelio.de - Montage Robert Emmerich
Fußball, Kraftsport und Joggen sind bei den Würzburger Studenten die beliebtesten Sportarten. Foto: P. Kirchhoff / Pixelio.de - Montage Robert Emmerich

Joggen steht auf der Beliebtheitsskala ganz oben, gefolgt von Fußball bei den Studenten und Schwimmen bei den Studentinnen. An dritter Stelle rangieren bei beiden Geschlechtern Fitness und Kraftsport. Männer treiben Sport vor allem um des Spaßes willen, während Frauen als Beweggrund überdurchschnittlich häufig angeben, etwas für die Figur tun zu wollen. 71 Prozent der Befragten organisieren ihre sportlichen Aktivitäten privat. Vereine spielen für Studenten (44 Prozent) eine deutlich größere Rolle als für ihre Kommilitoninnen (28 Prozent).

Schwer im Kommen sind der Studie zufolge „flexibel nutzbare Sportgelegenheiten und eventartiger Sport im öffentlichen Raum“. Gemeint sind damit zum Beispiel Frisbeespielen im Park, Joggen auf Waldwegen oder Klettern an Steinmauern wie etwa am Würzburger Mainkai, wo immer mal wieder Kraxler zu sehen sind. Für Studierende sei ein kostengünstiges und einfach zu erreichendes Sportangebot wichtig, möglichst im näheren Umkreis der Wohnung. Das zeigt sich am hohen Jogger-Anteil in den Stadtteilen entlang des Mains oder an der großen Beliebtheit des Uni-Sportzentrums im Frauenland und der Sanderau. Besonders viele Kraftsportler gibt es in Grombühl, wo gleich zwei Fitness-Studios zur Verfügung stehen.

Entstanden ist die Studentensportstudie 2008 im Seminar „Freizeitgeographie“ unter der Leitung von Daniel Schrödl. Der Diplom-Geograph gehört zu den Dozenten, die aus Studienbeiträgen finanziert werden. „Ich lege darum großen Wert darauf, die Studierenden verstärkt in die Forschung mit einzubeziehen und in der Hochschullehre neue Herangehensweisen zu etablieren“, sagt er. Gemeinsam sollten die 22 Seminarteilnehmer eine gesellschaftlich und planerisch relevante geographische Forschungsfrage entwickeln. Sie arbeiteten ihre Idee für eine Sportstudie aus, führten die Befragungen dazu im Januar 2008 durch und lernten dabei unter anderem methodische Grundlagen kennen. „Alles in allem ein voller Erfolg“, so Schrödl, „die Studierenden waren aufgrund der Vorgehensweise überdurchschnittlich motiviert und engagiert.“

In der umfangreichen Untersuchung geht es auch um die „Sportisierung“ des Alltags vor allem junger Menschen: um Sport als Event, als Lifestyle, als Mode. Dass dieses Phänomen immer bedeutsamer wird, hat sich zuletzt an der Euphorie zur Fußball-Europameisterschaft 2008 gezeigt. Ein Ziel der Arbeit war es daher herauszufinden, wie viele Lebensbereiche junger Menschen mittlerweile mit Sport verflochten sind. „Für diesen Teil der Studie interessiert sich besonders die Deutsche Sporthochschule in Köln“, sagt Schrödl.

Auch Frank Kuss, Leiter des Allgemeinen Hochschulsports an der Uni Würzburg, war neugierig auf die Ergebnisse. Die Befragung ergab, dass 43 Prozent der Studierenden das Sportzentrum nutzen. Dessen Angebot bewerteten sie im Durchschnitt mit der Schulnote 2,3. Und sie äußerten auch Wünsche, vor allem nach mehr Kursen und mehr Sportarten. Wobei auf den Wunschlisten auch Dinge stehen, die es im Hochschulsport längst gibt – Yoga zum Beispiel. Entsprechend wichtig ist in der Studie dieser Satz: „Bei der Auswertung Ö fiel auf, dass viele Studierende ein großes Wissens- und Informationsdefizit bezüglich der bestehenden Sportmöglichkeiten am Sportzentrum der Uni aufwiesen.“

Die Geographen geben auch Handlungsempfehlungen für das Sportzentrum und die Stadt Würzburg. Sogar Ideen für ein Leitbild Würzburg – Sportstadt 2013 haben sie skizziert. Dessen Ziel ist es, in den kommenden fünf Jahren das Sportangebot für Studierende und die Allgemeinheit zu verbessern. Letzten Endes sollen dadurch noch mehr Menschen für sportliche Aktivitäten mobilisiert werden – ganz im Sinne von Gesundheitskampagnen wie „Fit statt fett“, einem Programm der Bundesregierung für mehr Bewegung und gesündere Ernährung.

Ein Handlungsfeld in diesem Leitbild ist der Verkehr. Laut Umfrage kommen nur 26 Prozent der Studierenden zu Fuß oder mit dem Fahrrad an die Uni. Um mehr Menschen zu mehr Bewegung zu animieren, sei unter anderem ein besseres Rad- und Fußwegenetz nötig. Auch müsse es den Bürgern leichter gemacht werden, sich nahe bei ihren Wohnungen sportlich austoben zu können. Dazu fordern die Autoren beispielsweise mehr unkomplizierte Treffmöglichkeiten im Freien und weniger Verhaltensverbote.

„Die Sportverwaltung der Stadt wertet derzeit die Ergebnisse unserer Studie aus“, freut sich Schrödl. Der Geograph kann sich für die Zukunft eine verstärkte Zusammenarbeit mit der Stadt, dem Studentenwerk und dem Sportzentrum der Uni vorstellen, um gemeinsam ein Sportentwicklungskonzept weiter voranzubringen. Damit wäre auch ein Anliegen des Zentrums für Regionalforschung realisiert, das am Institut für Geographie angesiedelt ist: verstärkt die Bedeutung von Universität, Wissenschaftlern und Studierenden für die Stadt und die Region Würzburg zu thematisieren, zu erforschen und zu entwickeln.

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