Intern
Fakultät für Humanwissenschaften

Was KI für uns bedeutet

11.05.2021

Künstliche Intelligenz – ein Fluch oder Segen? Damit haben sich Schülerinnen der St. Ursula-Schule in Würzburg auseinandergesetzt, in Zusammenarbeit mit der Uni Würzburg. Dazu gibt es nun am 20. Mai eine hybride Podiumsdiskussion.

Wöchentliche tauschen sich die Projektteilnehmerinnen und Projektteilnehmer in virtuellen Meetings aus. (Foto: Laura Koch)

Kooperationen ermöglichen es, einmal über den Tellerrand zu blicken und neue Impulse zu erhalten: Genau dies geschieht aktuell bei dem Projekt eines P-Seminars der St. Ursula-Schule mit dem Lehrstuhl für Schulpädagogik an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg. Im Mittelpunkt steht die Frage, welche Auswirkungen Künstliche Intelligenz (KI) auf die Grundrechte hat. Die Schülerinnen bereiten hierzu gerade eine hybrid veranstaltete Podiumsdiskussion vor, die am 20. Mai um 13.30 Uhr im Toscana-Saal beginnt.

Für junge Menschen ist es heute völlig normal, im Internet zu surfen, online zu shoppen oder Bankgeschäfte virtuell zu tätigen. „Doch Medien zu nutzen, bedeutet nicht automatisch, dass man auch kompetent mit Medien umgehen kann“, sagt Gabriela Ripka, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Schulpädagogik der JMU und Ideengeberin des Projekts. Durch das P-Seminar lernen 14 Schülerinnen, neue Technologien kritisch zu hinterfragen. „Es geht zum Beispiel darum, was der Einsatz von KI für unsere Gesellschaft bedeuten kann“, so die Medienpädagogin.

Ausschluss von Menschen durch Algorithmen

Neue Medien eröffnen ungeahnte Möglichkeiten und bieten völlig neue Perspektiven - gerade für junge Menschen, die vor der Berufswahl stehen. „Künstliche Intelligenz wird die Arbeitswelt der Schülerinnen betreffen“, so Ripka. Das Projekt soll nicht zuletzt jungen Frauen Mut machen, sich für einen Beruf im weiten Feld der neuen Technologien zu entscheiden. Als Entwicklerin. Als Medienpädagogin. Oder auch als Wissenschaftlerin, die sich kritisch mit den Folgen von Algorithmen auseinandersetzt. Noch sind Frauen in Berufsfeldern, die mit Neuen Medien zu tun haben, deutlich unterrepräsentiert. Das soll und muss sich laut Ripka ändern.

Durch KI darf nicht an den Grundfesten der Humanität gerüttelt werden. Dies mahnen Ethiker unermüdlich an. Geschehen könne dies leicht, so Ripka: „Der Einsatz von Algorithmen kann zum Beispiel dazu führen, dass bestimmte Personen aus bestimmten Bereichen ausgeschlossen werden.“ Man denke etwa an den Einsatz von KI bei Bewerbungsprozessen. Menschen, die nicht ins „Raster“ passen, erhalten womöglich von vornherein nur geringe Chancen. Dabei könnten sie, obwohl, oder vielmehr sogar, weil sie „anders“ sind, für ein Unternehmen einen großen Gewinn darstellen.

Immer mehr Stress

Doch was versteht man eigentlich ganz genau unter Künstlicher Intelligenz? Das wussten die wenigsten Schülerinnen zu Beginn des Projekts. „Für mich war auch komplett neu, in welchen Bereichen KI vorkommt“, gibt Antonia Ax zu. Die Elftklässlerin war erstaunt, zu hören, dass Werbung durch Algorithmen genau auf das angepasst werden kann, was sich User gerne anschauen. „Mir war nicht klar, dass KI uns so überwachen kann“, meint ihre Mitschülerin Naemi Nolte. KI, hat die Gymnasiastin gelernt, kann in Grundrechte eingreifen. „Sie schränkt vor allem das Recht auf Schutz der personenbezogenen Daten ein, da persönliche Daten genutzt werden“, ergänzt ihre Mitschülerin Silia Krebs.

Ein guter Umgang mit neuer Technologie scheint die Quadratur des Kreises zu sein. So wird stets versprochen, dass Menschen dadurch entlastet werden und mehr Zeit gewinnen. Die meisten spüren jedoch: Der Stress nimmt ständig zu. Auch KI ist eine ambivalente Sache, meint Elfklässlerin Regina Rumpel: „Die vom Anwendungsbereich abhängt.“ In Kliniken könnten OP-Roboter entlasten und Stress reduzieren. Fitness-Apps hingegen sieht die Schülerin zugleich als Bereicherung und als Stressquelle an. Ihre Mitschülerin Selina Kadric warnt hingegen vor zu viel Schwarzseherei: „Man sollte neue Technik nicht als unbezwingbaren Berg ansehen, sondern sich damit auseinandersetzen.“

Wissenstransfer zwischen Uni und Schule

Das Projekt zeigt, wie sinnvoll der Wissenstransfer zwischen Schule und Uni ist. Die Schülerinnen erfahren nicht nur inhaltlich viel Neues, so Harald Retsch, Mitarbeiter im Leitungsteam der Schule und Leiter des P-Seminars: „Sie lernen ebenso, wie Projektarbeit funktioniert.“ Eine Schülerinnengruppe betreibt zum Beispiel einen Instagram-Kanal zum Thema KI. Die andere organisiert die Podiumsdiskussion. „Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks coachen die Schülerinnen beider Gruppen und senden die Diskussion am 20. Mai im Livestream von BR24“, so Retsch.

Diskussionen werden spannend, wenn Experten für und gegen etwas plädieren. Von daher fahndeten die Schülerinnen nach Spezialistinnen und Spezialisten, mit denen eine kontroverse Diskussion möglich ist. Neben Informatikern sollten auch Menschen zu Wort kommen, die sich in den Feldern „Gesellschaft“, „Wirtschaft“ und „Politik“ engagieren. Letztlich konnten die Jugendlichen den Würzburger Philosophen Wolfgang Schröder, Informatiker Andreas Hotho, Wirtschaftsmathematiker Fabian Taigel und Aleksander Paravac vom Verein „Nerd2Nerd“ als Diskutanten gewinnen.

Weil sich Frauen in den Diskursen um KI derzeit noch eher zurückhalten, sollten auf jeden Fall auch Expertinnen angefragt werden, berichtet Gymnasiastin Anna-Lena Knechtle. Als „weiblicher Stargast“ nimmt nun Regina Ammicht Quinn teil. Sie ist Sprecherin des Internationalen Zentrums für Ethik und Wissenschaften und leitet den Bereich „Gesellschaft, Kultur und technischer Wandel“ der Universität Tübingen. Ebenso wie der Würzburger Wirtschaftsinformatiker Christoph Flath wird sie per Video zugeschaltet. Videobeiträge gibt es außerdem von den Staatsministerinnen Judith Gerlach und Dorothee Bär.

Digitales Tagebuch zur Selbstreflektion

Dass sie pandemiebedingt aus ihrer gewohnten Ordnung herausgerissen waren, stellte die Schülerinnen im Projekt vor große Herausforderungen: Sehr vieles musste virtuell diskutiert und organisiert werden. Die studentischen Hilfskräfte Laura Koch und Kevin Werner erklärten den Umgang mit Tools wie „lipgrid“, „notion“ oder „padlet“ und halfen während des Distanzunterrichts, die Kommunikation zu strukturieren. Durch die engmaschige Unterstützung gelang es Laura Koch zufolge, dass die Schülerinnen ihr Projekt ganz nach ihren Wünschen umsetzen konnten.

Künstliche Intelligenz ist Realität, und angesichts dieser Tatsache müssen sich junge Menschen damit auseinandersetzen, findet Werner. Das Ziel einer kritischen Reflexion sei auch erreicht worden. Als einen besonders guten und wichtigen Projektbaustein sieht der Lehramtsstudent das „Digitale Tagebuch“ an, das die Schülerinnen anfangs führten, um sich selbst zu reflektieren. Außerdem wurden sie animiert, darüber nachzudenken, wie intensiv sie bereits mit Künstlicher Intelligenz konfrontiert sind.

Von Kristian Lozina

Zurück